Hilfe, Wasser im Kleiderschrank!
Jedes Mal, wenn wir ein neues Kleidungsstück, ein neues Handy, die neuste Smart Watch kaufen, wenn wir eine Flugreise machen oder mit dem Auto unterwegs sind, tun wir es wieder: Wir leben auf Pump. Damit ist nicht gemeint, dass wir einen Kredit für das angesagte neue T-Shirt aufnehmen. Vielmehr geht es darum, dass wir dafür von unserem Planeten selbstverständlich Ressourcen verbrauchen, die wir ihm nicht ersetzen. Wir kaufen T-Shirts schneller, als die notwendigen Ressourcen zur Herstellung nachwachsen können. Laut einer Publikation des Bund Naturschutz Deutschland sind ca. 2700 Liter Wasser nötig, um ein T-Shirt herzustellen. Jetzt kannst Du mal Deine T-Shirts im Kleiderschrank zählen und Dir ausrechnen, wieviele Literflaschen in Deinem Kasten Platz haben müssten, wenn Du Deine Shirts in Wasserform stapeln würdest. Da käme vermutlich selbst Marie Kondo an ihre Grenzen, wenn sie so viele Wasserbehältnisse in einem Kleiderschrank fein säuberlich verstauen sollte.
Wir lieben und leben bequem
Je reicher ein Land ist, je bequemer und luxuriöser wir
unseren Lebensalltag gestalten, je weniger wir uns beschränken müssen, desto
mehr leben wir nicht mehr «von der Natur», sondern auf ihre Kosten. Unser
System ist seit Jahrzehnten auf Wachstum ausgerichtet, über die Ressourcen aus
unserer Biosphäre machte sich angesichts ökonomischer Wachstumsziele niemand
Gedanken. Unserer Erde ist dabei das Lächeln vergangen. Wenn irgendwann kein
Wasser, keine Rohstoffe, kein fruchtbares Land mehr da ist, dann können wir
weder wirtschaften noch wachsen. Ohne Lebensgrundlage gibt es kein Leben mehr,
dann haben auch wir keinen Grund mehr zu lachen.
Die Organisation Global Footprint Network berechnet jährlich den Overshoot Day verschiedener Länder. Die Ergebnisse zeigen, wann ein Land die Ressourcen, die es pro Jahr zur Verfügung hat, rein rechnerisch aufgebraucht hat. Der Overshoot-Day der Schweiz ist dieses Jahr am 27. Mai. An diesem Tag haben wir alle Ressourcen verbraucht, die der Schweizer Bevölkerung eigentlich für die ganzen 366 Tage dieses Jahres zur Verfügung stünden.
Wie unser Overshoot Day noch früher eintreten könnte
Was tun Menschen in Deiner Umgebung in ihrem privaten und beruflichen Alltag, das den Ressourcenverbrauch noch mehr nach oben treibt? Welche Verhaltensweisen fallen Dir ein, die die Lage verschlimmern? Nimm Dir zwei Minuten Zeit und mache Dir eine Liste mit den Dingen, die Du in Deinem Umfeld beobachtest. Ein paar Ideen haben wir als Inspiration für Dich schon mal zusammengetragen, Dir fallen sicher noch mehr Sachen ein:
- Im Supermarkt nicht-saisonales Obst und Gemüse kaufen
- Alle 2 Jahre ein neues Handy kaufen
- Im Unternehmen Strategische Ziele setzen, die nur auf ökonomisches Wachstum abzielen
- Bei Zalando Unmengen an Kleidung günstig kaufen, die man dann nur einmal oder nie trägt oder gleich zurücksendet
- Lieferanten nur auf Kostengründen auswählen
- Die 7km zur Arbeit regelmässig mit dem Auto zurücklegen
- Beim Fleischkonsum nur auf den Preis und nicht auf die Herkunft achten
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Das Fazit von Deiner Liste
Wie sieht Deine Liste nun aus? Wieviele Punkte hast Du
gefunden? 10, 15, 25? Wunderbar, je mehr ressourcenfressendes Verhalten Du
gefunden hast, desto mehr Potenzial gibt es für Verbesserungsansätze!
Nun schau Deine Liste nochmal an. Welche Verhaltensweisen treffen ansatzweise auch auf Dich selbst zu? Markiere diese Punkte. Das sind Deine Möglichkeiten, wie Du Dein Leben so verändern kannst, dass Du weniger auf Pump von Mutter Erde lebst.
«Pflegst Du mich, arbeite ich lange für dich.»
Unser Ressourcenverbrauch ist gross. Das Gute daran ist: Wir können das selbst verändern. Vielleicht müssten wir dafür hier und da auf etwas verzichten und es uns ein bisschen unbequemer machen. Wir könnten gleich doppelt davon profitieren: Zum einen würden wir damit dazu beitragen, unseren eigenen Lebensraum, zu erhalten und unserer Biosphäre die Chance zur Regeneration geben. Zum anderen könnte es passieren, dass wir dadurch zufriedener werden. Denn glücklich und zufrieden sind nicht die Menschen, die alles im Überfluss haben, sondern all jene, die ihr Hab und Gut mit Bedacht auswählen, es schätzen, lange nutzen und pfleglich behandeln. Mein Grossvater wusste noch genau, wie das geht: «Pflegst Du mich, arbeite ich lange für Dich.», sagte er immer. Seine Gartengeräte und Werkzeuge sind bis heute bei uns im Einsatz, einzig seine dritten Zähne haben wir nicht wiederverwendet.
Wenn Du noch mehr Tipps möchtest, was Du zu Hause und im Beruf tun kannst, um unsere Erde wieder zum Lächeln zu bringen, haben wir eine Checkliste inklusive Empfehlungen für Dich zusammengetragen. Aber Achtung: Einige Tipps sind mit Augenzwinkern zu verstehen. Denn eines ist klar: Wir retten unsere Welt nicht mit Moralpredigten und Angstmacherei. Wenn wir erfolgreich sein wollen, brauchen wir Neugier, Lust am Ausprobieren, Interesse am Ungewohnten, Mut und Humor.