Der Frühling bringt Wärme und Sonne. Die Natur erwacht wieder zu neuem Leben. Es spriesst und wächst überall. Frühlingsgefühle bringen neue Energie, beleben Geist und Körper. In meiner Wahrnehmung beobachte ich im übertragenen Sinn auch in der Qualitätsmanagement-Welt ein neues Erwachen und positive Entwicklungen.
Seit vielen Jahren darf ich Qualitätsmanager*innen aus- und weiterbilden. So unterrichte ich seit 2006 auch im «Dipl. Qualitätsmanager/in NDS HF». Um auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen, befrage ich sie immer mehr oder weniger systematisch und lerne ihre Situation in vielen persönliche Austauschgesprächen kennen.
Aufgrund dieser Wahrnehmungen und Erfahrungen erlaube ich mir hier eine persönliche Standortbestimmung und Ausblick zur QM-Rolle. Nachfolgend habe ich einige Aspekte, die aus meiner Sicht eine starke Veränderung zeigen, herausgepickt.
Ich möchte hier klar betonen, dass dies meine subjektive Sichtweise wiedergibt und die Darstellungen dies unterstützen.
Wie kommt man heute in eine QM-Rolle?
Typisches Verteilungsmuster der Auswahlantworten bei einer Mentimeter-Befragung in einer NDS-Klasse, wie wir es ab etwa 2020 beobachten.
Trends: Wir sehen immer mehr Quereinsteiger*innen und Personen, die temporär eine Funktion im Qualitätsmanagement übernehmen. Der klassische Weg, v.a. in Industrieunternehmen über eine vorgängige Funktion in der Qualitätssicherung, nimmt an Bedeutung ab. In den stark reglementierten Branchen mit hoher Nachweispflicht und relevanten «Compliance»-Themen wird allerdings die Spezialisierung der QM- und der QA-Rolle zunehmen. Eine interessante Entwicklung ist die Tatsache, dass die Quereinsteiger*innen mit sehr unterschiedlichen Kompetenzprofilen und Erfahrungsschatz die Fähigkeiten in der Querschnittsfunktion positiv erweitern.
Welcher Anteil meiner Arbeitszeit umfasst QM-Tätigkeiten?
Typisches Verteilungsmuster der Auswahlantworten bei einer Mentimeter-Befragung in einer NDS-Klasse, wie wir es ab etwa 2020 beobachten.
Trend: Immer mehr wird die QM-Funktion zu einer von vielen verschiedenen Aufgaben, die man im Berufsalltag ausübt. Dies ist auch eine Konsequenz aus der Tatsache, dass Qualitätsfunktionen immer mehr dezentralisiert organisiert werden. Neben dem Arbeitsanteil nimmt die durchschnittliche Beschäftigungsdauer im QM ebenfalls ab. Die hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt und die steten Organisationsanpassungen der Unternehmen führt dazu, dass die «Verweilzeit» im QM deutlich abnimmt.
Wie nehme ich mich heute in meiner Rolle wahr?
Typisches Verteilungsmuster der Auswahlantworten bei einer Mentimeter-Befragung in einer NDS-Klasse, wie wir es ab etwa 2020 beobachten (1=keine Zustimmung, 5=vollständige Zustimmung).
Trend: Die Vernetzungsfunktion bekommt eine zentrale Bedeutung. Hier zeigt sich wieder die Querschnittsfunktion vom QM. Die Fähigkeiten zum aktiven Vernetzen und konstruktiven Austauschen werden immer bedeutender. Als Generalist muss ich die Zusammenhänge kennen, nicht die Details. Ich muss die richtigen Fragen stellen, nicht nur unkritisch bewährte Lösungsansätze übernehmen. Zuhören und offen sein für andere Sichtweisen werden immer wichtiger. Undankbare Rollen wie «Polizist» oder «Abfallkübel» nehmen in den Antworten der Befragten tendenziell ab.
Welche Themen werden wichtiger?
Typisches Verteilungsmuster der Auswahlantworten einer NDS-Klasse, wie wir es ab etwa 2020 beobachten. (1=keine Zustimmung, 5=vollständige Zustimmung)
Trend: Die Bedeutung der Themen «Finden von Lösungen» und «Digitalisierung von Prozessen» nimmt stetig zu. In Zukunft wir es noch viel wichtiger, dass zusammen mit Experten (intern und extern) Lösungen für neue Fragestellungen gefunden werden. Die Prozessdigitalisierung ist oder wird in jedem Unternehmen ein Thema. In solchen Projekten wird der QM eine zentrale Rolle übernehmen. Eine sehr starke Zunahme in der Wichtigkeit ist im Thema «Nachhaltigkeit» zu beobachten. Zukünftig wird die thematische Überschneidung zwischen Qualitäts- und Nachhaltigkeitshemen noch stärker zunehmen. Ein Beispiel hierfür ist die operative Umsetzung von Ansätzen aus der Kreislaufwirtschaft. Der Umgang mit Managementsystemen verliert tendenziell an Bedeutung. Dies wird unterstützt durch die Antworten auf die Frage: Was wirst Du zukünftig weniger machen? Die meisten Befragten erwarten weniger Aufwand für Administration und Dokumentation.
Wie schon erwähnt, sind dies Antworten von NDS-Teilnehmenden. Diese Personengruppe ist vermutlich nicht repräsentativ für die ganze QM-Szene, da sie sich aktiv in der Gestaltung der eigenen Zukunft und der Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten bemühen. Dennoch geben ihre Einschätzungen interessante Einblicke in Entwicklungstrends.
Diese positiven Aspekte der Rollenwahrnehmung sind starke Treiber und geben Zuversicht, dass die zukünftige Arbeitswelt von QM attraktiv bleibt und auch zukünftig spannende Entwicklungsmöglichkeiten bietet.