Lebensmittel in grossen Mengen zu produzieren ist eine Herausforderung und saisonal unterschiedlich. Welche Produkte sind bei Euch gerade in Produktion?
Aktuell befinden wir uns im Endspurt, um all die leckeren Weihnachtsspezialitäten herzustellen. Natürlich laufen unsere Anlagen mit den Bestsellern Guetzli, Glacen, Farmer und Blévita rund um die Uhr.
Zudem sind wir bereits in der Vorbereitung für die Fasnachtschüechli: Die Produktion wird kurz vor Weihnachten gestartet.
Welche Rolle spielt die Anlagenproduktivität für die Delica AG am Standort Meilen? Welche Ziele werden diesbezüglich verfolgt?
Ziel ist es, möglichst alle Verluste zu identifizieren, um sie zu eliminieren oder reduzieren, so dass die Anlagenkapazität bestmöglich ausgeschöpft werden kann. Dazu haben wir ein installiertes Shopfloor- und Lean-Management, welches mittel KPIs sicherstellt, dass alle Prozesse kontinuierlich verbessert werden.
Ein KPI ist die Reduktion des Ausschusses. Als Ausschuss gilt, wenn etwas nicht mehr verwertet oder in irgendeiner Form verkauft werden kann. Dies können zum Beispiel Produkte sein, die auf den Boden fallen, nicht die richtige Grösse haben, zu leicht oder zerbrochen sind. Wenn möglich werden Produkte mit Qualitätsabweichungen in unserem «Personal-Lädeli» verkauft. Zum Beispiel werden Blévita-Packungen, die nur 6 statt 8 Guetzli beinhalten, zu grossen Paketen zusammengeschnürt und im «Lädeli» angeboten. Unsere Mitarbeitenden lieben es, dass sie dort Produkte günstig einkaufen können. Zerbröselte Blévita hingegen können wir nicht als zweite Wahl verkaufen. Diese werden im besseren Fall als Rework weiterverwertet oder im schlechteren Fall als Tierfutter deklassiert.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Euch?
Als Leitsterne dienen der Delica die folgenden pionierhaften Visionen bis 2040:
«Wir wollen 100% nachhaltige Rohstoffe einsetzen, 100% erneuerbare Energien verwenden und 100% recyceln.»
Ein aktuelles und wichtiges Thema ist, den Foodwaste zu reduzieren. Das beginnt bei der Beschaffung von Rohmaterialien, geht über den Herstellungsprozess bis hin zur Überlegung, wie ein Produkt verpackt und in welcher Grösse es dem Konsumenten zur Verfügung gestellt wird. Nur, wenn die gesamte Herstellungs- und Verteilkette beurteilt wird, ist das Resultat aussagekräftig.
Wie werden Prozessverbesserungen bei Euch umgesetzt?
Das kommt ganz auf die Verbesserungsart an. Natürlich wäre es optimal, wenn man während einer laufenden Produktion Verbesserungen implementieren könnte. Leider ist dies aber oft nicht möglich, da es Sicherheits-, Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsvorgaben gibt, welche eingehalten werden müssen, damit wir garantieren können, dass nur sichere und qualitativ hochwertige Produkte zu unseren Kunden gelangen.
Viele Verbesserungen werden deshalb während eines geplanten Produktionsstillstands umgesetzt. Je nach Anlagenauslastung stellt uns dies immer wieder vor logistische und planerische Herausforderungen.
Im Rahmen des CAS «Operational Excellence» hast Du Dich mit einer konkreten Prozessverbesserung auseinandergesetzt. Worum geht es dabei?
Bei den Eislutschern, z.B dem «Seehund Glace», kann es vorkommen, dass das Holzstängeli schräg im Glace eingesetzt wird, abbricht oder zwei Stängeli eingesetzt werden. Dies führt zu Ausschuss und Kundenreklamationen und gilt als Verlust.
Wir haben mit der Six Sigma-Methode «DMAIC Zyklus» ein Projekt gestartet, um Ursachen bei den «Seehund Glace» zu identifizieren, Lösungen zu finden und schliesslich um die Verluste in der Produktion zu reduzieren.
Die Methode war für mich sehr hilfreich, da sie vorgibt, welche Faktoren wann zu beurteilen sind. Bei einem Six Sigma-Projekt geht es nicht um Vermutungen oder Eindrücke, sondern durch den DMAIC Zyklus werden Hypothesen erstellt, welche durch Zahlen bestätigt werden. Folglich kann die tatsächliche Ursache identifiziert und der Prozess nachhaltig verbessert werden.
Bei unserem «Seehund Glace» haben wir im Projekt die Hypothese erarbeitet, dass Temperaturabweichungen im Zehntelgradbereich während des Herstellprozesses bereits dazu führen können, dass ein Stängeli schräg im Glace steckt. Aktuell verifizieren wir gerade, wie gross die Auswirkung in Wirklichkeit ist. Der nächste Schritt wird sein, Lösungen zu suchen, um den Prozess stabiler zu gestalten.
Vielen Dank für das Interview, liebe Camilla. Wir werden an Dich denken, wenn wir im nächsten Sommer wieder die feinen «Seehund Glace» essen werden. 😉