24.03.2022

Wie Lernen 2022 funktioniert: Eine Lanze brechen für die Einfachheit

Bildungsangebot SAQ-QUALICON AG

«Wenn man et­was nicht ein­fach er­klä­ren kann, hat man es nicht ver­stan­den.» Al­bert Ein­stein wird ger­ne und oft zi­tiert. Er gilt als Grös­se in der Wis­sens­welt, als Ge­nie. Aber war­um traut sich dann nie­mand, sein Er­folgs­re­zept zum Ler­nen um­zu­set­zen? Wo­mög­lich ha­ben wir Angst, uns zu bla­mie­ren, wenn wir Din­ge in ein­fa­chen Wor­ten for­mu­lie­ren, in kur­zen, ver­ständ­li­chen Sät­zen mit mög­lichst we­nig Fremd­wor­ten.


Da­bei wür­de dies ge­ra­de in der ak­tu­el­len mensch­li­chen Ent­wick­lung wei­ter­hel­fen. Un­se­re Auf­merk­sam­keits­span­ne sinkt beim Le­sen. Ge­ra­de am Bild­schirm wer­den Tex­te von Le­sern mehr ge­scannt als ge­le­sen: Von on­line-In­hal­ten le­sen wir im Schnitt 20%. Kin­der und Ju­gend­li­che zie­hen Vi­de­os, Bil­der und Au­di­os den klas­si­schen Tex­ten vor. Um­so kom­pli­zier­ter und län­ger ein Text ist, de­sto ge­rin­ger al­so die Chan­cen, dass er ge­le­sen und ver­stan­den wird.

Wir von SAQ-QUA­LI­CON ha­ben uns auf die Fah­nen ge­schrie­ben, dass Ler­nen Freu­de ma­chen soll. Dar­um set­zen wir uns sehr in­ten­siv mit Ein­fach­heit aus­ein­an­der.


Ei­ner­seits be­deu­tet das, dass wir Lern­in­hal­te neu struk­tu­rie­ren, ver­ein­fa­chen und auf das We­sent­li­che re­du­zie­ren, oh­ne da­bei Halb­wis­sen zu ver­mit­teln. An­de­rer­seits be­deu­tet das auch, dass wir uns als Ex­per­ten lau­fend hin­ter­fra­gen und uns trau­en, Wis­sen in ein­fa­che, kla­re und ver­ständ­li­che Wor­te zu packen.


Un­se­re Lern­platt­form OpenO­LAT bie­tet da idea­le Vor­aus­set­zun­gen, um Ein­steins An­spruch ge­recht zu wer­den: War der Schul­stoff bis­lang in sei­ten­lan­ge Book­lets nie­der­ge­schrie­ben, ver­packen wir jetzt Lern­in­hal­te in prä­gnan­te Lern­res­sour­cen-Bau­stei­ne. Da­mit ge­win­nen wir nicht nur Ein­fach­heit, son­dern auch Fle­xi­bi­li­tät, Ak­tua­li­tät und mehr Stan­dar­di­sie­rung.

Was ge­nau macht Ein­fach­heit im Ler­nen aus? Wis­sen muss da­für so auf­be­rei­tet sein:

  • Ei­ne gu­te Struk­tur, die Über­sicht bie­tet. Kon­kret heisst das: Kur­ze, the­ma­tisch in sich ge­schlos­se­ne Ka­pi­tel, die nicht mehr als ei­ne Ebe­ne Un­ter­ka­pi­tel be­inhal­ten.
  • So viel Text wie nö­tig, so we­nig wie mög­lich. Kur­ze, ein­fa­che Sät­ze, die man beim er­sten Le­sen ver­steht. Je­der Satz, der zwei Mal ge­le­sen wer­den muss, um ihn zu ver­ste­hen, ist schlecht.
  • Fremd­wör­ter wer­den nur dann ver­wen­det, wenn man si­cher sein kann, dass sie den Adres­sa­ten ge­läu­fig sind. An­son­sten soll dar­auf ver­zich­tet wer­den. Fach­be­grif­fe, die man ler­nen muss, wer­den ver­ständ­lich er­klärt.
  • Für Ab­wechs­lung im Lern­pro­zess sor­gen. Text wird mit Bil­dern, Gra­fi­ken oder Vi­de­os er­gänzt. Fra­gen und Zu­sam­men­fas­sun­gen am En­de von Text­ab­schnit­ten hel­fen, das Ver­ständ­nis der Le­ser*in­nen zu för­dern.

Bei­spiel 1

Hier ein Bei­spiel, wie wir Ein­fach­heit im The­ma Pro­zess­ma­nage­ment um­ge­setzt ha­ben. In un­se­ren Schu­lungs­un­ter­la­gen wur­de Pro­zess­ma­nage­ment frü­her so be­schrie­ben:


«Die be­reichs- und funk­ti­ons­über­grei­fen­de Sicht­wei­se der Pro­zess­ori­en­tie­rung for­dert den Er­brin­ger der Pro­zes­stä­tig­keit da­zu auf, «über den Tel­ler­rand» zu den­ken. Pro­zess­ori­en­tie­rung setzt vor­aus, Mit­ar­bei­ten­de an der Ent­wick­lung der Or­ga­ni­sa­ti­on zu be­tei­li­gen. Die­se Form der Par­ti­zi­pa­ti­on wie­der­um wirkt sich (vgl. Herz­berg/Maus­ner, 1959) po­si­tiv auf die Mo­ti­va­ti­on aus.


Wag­ner und Patz­ak (2015) be­nen­nen die Ei­gen­ver­ant­wor­tung als we­sent­li­ches Ele­ment der Pro­zess­ori­en­tie­rung. Zu­sam­men mit ei­nem be­reichs­über­grei­fen­den Den­ken und ei­ner par­ti­zi­pa­ti­ven Füh­rung, wird den Be­tei­lig­ten ei­ne grös­se­re Über­sicht und bes­se­re Ein­ord­nung ih­rer ei­ge­nen Lei­stung in den Ge­samt­zu­sam­men­hang ge­bo­ten. Gleich­zei­tig sind die Mit­ar­bei­ten­den an­ge­hal­ten, das Er­geb­nis ih­rer aus­ge­führ­ten Tä­tig­keit zu be­ur­tei­len und ggf. Kor­rek­tu­ren vor­zu­neh­men. Die pro­zess­ori­en­tier­te Or­ga­ni­sa­ti­on setzt ei­nen selbst­re­flek­tier­ten Mit­ar­bei­ten­den, der aus Feh­lern lernt und dar­aus Pro­zess­ver­bes­se­run­gen ab­lei­tet, vor­aus.


Durch die Wahr­neh­mung der Ei­gen­ver­ant­wor­tung wird das un­ter­neh­me­ri­sche Den­ken ge­för­dert. Da­bei muss sich die Or­ga­ni­sa­ti­on und ins­be­son­de­re das Füh­rungs­team be­wusst sein, dass dies je nach Ist-Si­tua­ti­on ein neu­es Rol­len­ver­ständ­nis be­deu­tet. Die ge­gen­sei­ti­ge In­for­ma­ti­ons­be­reit­schaft, un­ab­hän­gig von Fach­be­rei­chen und Hier­ar­chi­en so­wie die un­ein­ge­schränk­te Ko­ope­ra­ti­ons­fä­hig­keit und -be­reit­schaft sind grund­le­gen­de Vor­aus­set­zun­gen für das Ge­lin­gen (vgl. Wag­ner & Patz­ak, 2015, S. 44) ei­ner aus­ge­präg­ten Pro­zess­ori­en­tie­rung.»


Wie liest sich das? Was hast Du ge­ra­de kon­kret et­was ge­lernt? Hast Du je­den Satz beim er­sten Mal le­sen ver­stan­den? Hast Du jetzt ei­nen gu­ten Über­blick? Lies zum Ver­gleich den nach­fol­gen­den Text:


Beim Pro­zess­ma­nage­ment geht es um die be­reichs­über­grei­fen­de Zu­sam­men­ar­beit im Un­ter­neh­men.

  • Da­zu müs­sen die hier­ar­chisch or­ga­ni­sa­to­ri­schen Struk­tu­ren in neue Zu­sam­men­hän­ge ge­stellt wer­den.
  • Das Pro­zess­ma­nage­ment ori­en­tiert sich nicht am Or­ga­ni­gramm - es «fliesst» durch die­ses durch!


Pro­zes­se «flies­sen» durch das Or­ga­ni­gramm (auch Auf­bau-Or­ga­ni­sa­ti­on ge­nannt) des Un­ter­neh­mens durch.

  • Das Pro­zess­ma­nage­ment be­inhal­tet die Pro­zes­se und Lei­stun­gen ei­nes Un­ter­neh­mens, die not­wen­dig sind, um den Un­ter­neh­mens­zweck zu er­fül­len.
  • Es be­steht aus der Ver­ket­tung oder Ver­net­zung in­ter­ner Teil­lei­stun­gen, die letzt­end­lich zu ei­ner Ge­samt­lei­stung für die Kun­den füh­ren.


Hin­weis: oft wird auch ge­sagt, dass mit Pro­zes­sen im Un­ter­neh­men «Si­los» auf­ge­bro­chen wer­den.

  • Über­le­ge Dir, wel­che Bei­spie­le Du da­zu kennst.
  • Was wä­re, wenn die Hier­ar­chi­en in Dei­nem Un­ter­neh­men ganz flach wä­ren und Du viel­leicht kei­nen Vor­ge­setz­ten hät­test und Du und Dein Team euch sel­ber or­ga­ni­sie­ren wür­det - wür­de dies die Ori­en­tie­rung an Pro­zes­sen eher ver­ein­fa­chen oder er­schwe­ren?


Bei­spiel 2

Hier ein wei­te­res Bei­spiel zum The­ma Pro­zess-Schnitt­stel­len. So war es in un­se­ren her­kömm­li­chen Un­ter­la­gen be­schrie­ben:


Ei­nen wei­te­ren An­satz zur Um­set­zung pro­zess­ori­en­tier­ter Or­ga­ni­sa­tio­nen fin­det man in der fol­gen­den De­fi­ni­ti­on von Mül­ler-Ste­wens und Lech­ner im Buch Stra­te­gi­sches Ma­nage­ment.


«… Die be­trieb­li­chen Pro­zes­se wer­den zum or­ga­ni­sa­to­ri­schen Struk­tu­rie­rungs­merk­mal. An ih­nen hat sich die Auf­bau­or­ga­ni­sa­ti­on aus­zu­rich­ten. Die Wert­schöp­fung wird so ge­stal­tet, dass ei­gen­stän­di­ge, am Kun­den ori­en­tier­te Pro­zes­se do­mi­nie­ren, die oh­ne Schnitt­stel­len zwi­schen den ein­zel­nen Be­rei­chen das Un­ter­neh­men durch­lau­fen. Ziel ist es die Schnitt­stel­len weit­ge­hend zu eli­mi­nie­ren, da sie zu Ab­stim­mungs­pro­ble­men füh­ren, In­for­ma­ti­ons­ver­lu­ste ver­ur­sa­chen und die Zu­ord­nung von Ver­ant­wort­lich­kei­ten er­schwe­ren. Ge­lingt dies, so kön­nen durch ei­ne Pro­zess­or­ga­ni­sa­ti­on ho­he ho­ri­zon­ta­le Syn­er­gi­en rea­li­siert wer­den.»


Für die Eli­mi­nie­rung bzw. Op­ti­mie­rung von Pro­zess­schnitt­stel­len muss man sich zu­nächst über die Schnitt­stel­len selbst be­wusst wer­den, die es zu be­rück­sich­ti­gen gilt. Nach­fol­gend sind die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Schnitt­stel­len auf­ge­führt, die bei der Pro­zess­ori­en­tie­rung vor al­lem im Fo­kus ste­hen.


  • Schnitt­stel­len zwi­schen Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten (funk­tio­na­le Ab­tei­lun­gen, Be­rei­che, De­par­te­men­te etc.)
  • Schnitt­stel­len zwi­schen un­ter­schied­li­chen Fach­spe­zia­li­sten/Fach­dis­zi­pli­nen (un­ter­schied­li­che Fach­kom­pe­ten­zen/Kom­pe­tenz­teams un­ter ge­mein­sa­mer Füh­rung)
  • Schnitt­stel­len zwi­schen Mit­ar­bei­ten­den mit glei­cher Fach­kom­pe­tenz aber un­ter­schied­li­chen Auf­ga­ben­ge­bie­ten in­ner­halb ei­nes Be­rei­ches
  • Hier­ar­chi­sche Schnitt­stel­len (z. B. im Rah­men von Ent­schei­dungs­pro­zes­sen)
  • Schnitt­stel­len zwi­schen ei­gen­stän­di­gen Ge­schäfts­be­rei­chen (z.B. zu Ver­triebs­ge­sell­schaf­ten)
  • Schnitt­stel­len zu ex­ter­nen Part­nern/Lie­fe­ran­ten/Ex­per­ten
  • Schnitt­stel­len zu Kun­den
  • Schnitt­stel­len zwi­schen Mensch und IT


Und so wer­den Schnitt­stel­len neu in un­se­rer Lern­platt­form OpenO­LAT be­schrie­ben:


Von Schnitt­stel­len zu Naht­stel­len

Ein be­son­de­res Au­gen­merk gilt es, auf Schnitt­stel­len von Pro­zes­sen zu rich­ten. 80% der Pro­zess-Feh­ler tre­ten an Schnitt­stel­len auf.


Ziel ist die feh­ler­freie über­grei­fen­den Pro­zess­ab­stim­mung.


Schnitt­stel­len er­folg­reich ma­na­gen - Ide­en:

  • An­zahl der Schnitt­stel­len mög­lichst klein hal­ten (z.B. Ein­satz Teil­zeit­pen­sum)
  • Be­wusst­sein bei den In­vol­vier­ten für Schnitt­stel­len schaf­fen
  • Bei Be­darf Kom­mu­ni­ka­ti­ons­auf­wand an Schnitt­stel­len er­hö­hen
  • Kri­ti­sche Schnitt­stel­len in der Pro­zess-Do­ku­men­ta­ti­on be­son­ders her­vor­he­ben
  • Ei­ne Schnitt­stel­len­ver­ein­ba­rung mit den In­vol­vier­ten ver­ein­ba­ren (Wer macht was, wie, wann, wo, wo­mit, war­um)
  • Ei­ne Schnitt­stel­len-Ma­trix er­stel­len - Be­leuch­tung der Schnitt­stel­len, nicht des Pro­zess­flus­ses


Key Learnings:

  • Je mehr Schnitt­stel­len die Pro­zes­se ha­ben, de­sto an­spruchs­vol­ler ist sei­ne er­folg­rei­che Um­set­zung.
  • Schnitt­stel­len kön­nen mit Me­tho­den ak­tiv ge­ma­nagt wer­den.
  • Oft lohnt es sich, die vor­han­de­nen Res­sour­cen an Schnitt­stel­len zu in­ve­stie­ren, um ei­ne er­folg­rei­che Pro­zes­s­um­set­zung zu im­ple­men­tie­ren.

Es ist nicht ein­fach mit der Ein­fach­heit, aber es lohnt sich!

Wenn Dir jetzt auch Tex­te, An­wei­sun­gen, Kon­zep­te, Be­schrei­bun­gen aus Dei­nem Um­feld in den Sinn kom­men, die schwer ver­ständ­lich und schwie­rig zu le­sen sind, dann ver­such es mal mit Ver­ein­fa­chung und be­rück­sich­ti­ge da­bei un­se­re Tipps. Du wirst se­hen: Es ist nicht ein­fach mit der Ein­fach­heit, aber es lohnt sich! Was ver­ständ­lich ist für die Emp­fän­ger*in­nen, wird näm­lich bes­ser und zu­ver­läs­si­ger um­ge­setzt. Wir blei­ben auch dran an der Ein­fach­heit un­se­rer Lern­in­hal­te, wohl wis­send, dass wir noch viel Ar­beit und ei­nen wei­ten Weg vor uns ha­ben. Was uns da­bei mo­ti­viert? Die Freu­de am Ler­nen und das Wis­sen, dass Ein­fach­heit nach­hal­ti­ger ist.

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