In der Nachlese zu unserem Event «Datenvisualisierung» erfährst Du, was entscheidend für eine gute Datenvisualisierung ist. Eric Postler führte uns in die Welt der visualisierten Daten und gab uns viele nützliche Tipps.
Hätte Napoleon sich mit Datenvisualisierung beschäftigt, hätte er den Feldzug gegen Russland vielleicht nicht verloren. Das lernten wir am letzten QQ-Impuls.
Wenn Datenmengen immer grösser werden, wird es umso wichtiger, sie wohlüberlegt und adressatengerecht zu visualisieren. Datenvisualisierung ist eine effiziente Methode, um Erkenntnisse sichtbar zu machen und diese mit anderen Menschen zu teilen.
Aber was hat das nun mit Napoleon zu tun? Das erfährst Du hier!
Daten werden schon sehr lange visualisiert, das ist keine neue Erfindung. Dass dieses Thema gerade jetzt so in den Fokus rückt, hat mehrere Gründe:
- Es gibt viel mehr Daten als früher, die verarbeitet werden müssen
- Es ist viel einfacher geworden, viele neue Daten zu generieren
- Es ist technisch möglich, so viele Daten wie nie zuvor zu verarbeiten (mehr Rechenleistung und Speicherplatz)
Die Datenmenge hat dermassen zugenommen, dass wir diese gar nicht mehr verarbeiten können – man sieht sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Die Visualisierung der Daten hilft, die Datenmengen zu bändigen und so zu reduzieren, dass sie verständlich bleiben. Sie hilft, Zusammenhänge in der Datenflut zu erkennen, um Aussagen dazu machen zu können und um Entscheidungen datenbasiert zu treffen.
Wieso ist die Datenvisualisierung so wichtig?
Die Hauptgründe für Datenvisualisierungen sind:
- Überblick und Verständnis schaffen
- Bedeutung & Zusammenhänge erkennen
- Entscheidungen treffen
- Trends erkennen
Die Trenderkennung ist für Unternehmen sehr attraktiv – quasi ein datenbasierter Blick in die Glaskugel. Entscheider können so Risiken besser abschätzen und sind besser gewappnet sein für die Zukunft.
Und was hat Napoleon damit zu tun?
Gehen wir in die Zeit Napoleons zurück und zu seiner Niederlage in Russland bzw. zu Charles Minard. Charles Minard war ein Pionier in der grafischen Informationsvermittlung in Ingenieurwesen und Statistik. Er erstellte eine Datenvisualisierung zu Napoleons Feldzug.
Was auf den ersten Blick wohl eher chaotisch wirkt, ist ein Meisterwerk der Datenvisualisierung: Du siehst, mit wie vielen Soldaten Napoleon wann losgezogen ist, wo seine Armee überall Lager aufgeschlagen hatte, die eisigen Temperaturen, die während der langen Reisezeit herrschten und – das ist der tragische Part – wie viele Menschenleben dies gekostet hatte. Anhand der Grafik siehst Du, dass Napoleon zwar mit über 420'000 Mann losmarschierte, aber bereits vor Moskau nur noch 100'000 Soldaten für die Schlacht zur Verfügung hatte. Das bedeutet, dass der enorme Verlust seiner Armee weniger direkt mit der Schlacht zusammenhing, sondern mit dem strapaziösen Weg bis nach Moskau. Hätte Napoleon dies gewusst, wäre er strategisch vermutlich anders vorgegangen.
Auf was zu achten ist…
Um Visualisierungen zu schaffen, die weniger erklärungsbedürftig sind, muss man immer zuerst die grundlegende Fragestellung klären: Was soll wem mit der Visualisierung aufgezeigt werden?
Hierfür solltest Du Dir die folgenden drei Kernfragen beantworten:
- Welche Botschaft möchte ich übermitteln?
- Wer soll die Grafik verstehen bzw. wer ist die Zielgruppe?
- Was ist das Ziel, das mit der Visualisierung verfolgt wird?
Ausserdem gibt es eine Vielzahl von grundlegenden Punkten,
die zu beachten sind, um die Aussagen der Datenvisualisierungen nicht zu
verfälschen oder die Betrachter zu verwirren:
- Achte auf den Massstab – immer bei 0 beginnen
- Wähle einheitliche Skalen
- Achte auf die Farben – die Farbunterschiede müssen klar erkennbar sein
- Mach es nicht zu bunt – Farbschattierungen sind manchmal besser als viele verschiedene Farben
- Unterteile die Kategorien nicht zu granular – Gruppierungen helfen, den Überblick zu behalten
- Das Total eines Kreisdiagramms oder einer Kuchengrafik muss immer 100% geben
- Die gewählten Schriften müssen gut lesbar sein – wähle nicht zu filigrane oder «flippige» Schriftarten
Tipps für Tabellen
- Lass genügend Platz zwischen den Zeilen, damit die Augen horizontal dem Informationsfluss folgen können
- Hinterlege die Tabellenreihen abwechselnd mit leichten Schatten/Farben, um das Auge besser zu leiten
- Horizontale Linien können zusätzlich unterstützen
- Wähle grosse, einfach lesbare Schriftarten
- Erkläre Abkürzungen (mindestens einmal ausschreiben)
Möchtest Du Proportionen darstellen, sind Balkendiagramme meist besser lesbar als Kreisdiagramme. Unser Gehirn verarbeitet die Daten in Balken dargestellt schneller und besser.
Tipps für Kreisdiagramme
- Ziehe klare Grenzlinien, um dem Auge die Abgrenzungen zu erleichtern
- Wähle keine Farbverläufe oder Schattierungen
- Eine Farbe für eine Position – keine Wiederholungen
- Fasse viele kleine Positionen zu einem einzigen Kreisteil zusammen
Datenvisualisierungen können auch in visuellen Metaphern dargestellt werden. Diese dienen aber eher dazu, eine Erkenntnis zu transportieren. In der Grafik nebenan siehst Du zwei Beispiele.
Solche Visualisierungen lassen sich gut für Storytelling nutzen. Hierbei kommt es weniger auf die Genauigkeit der Daten an, als vielmehr auf die Geschichte, die in den Zahlen steckt.
Beliebt ist dies beispielsweise, wenn eine bestimmte Kundengruppe anschaulich dargestellt werden soll in Form von sogenannten «Personas».
Weitere nützliche Tipps
Nicht nur auf die visualisierten Daten kommt es an: Alles, was nicht vorhanden oder nicht berücksichtigt wurde bei der Visualisierung, ist genauso wichtig! Hinweise auf vorhandene Datenlücken vervollständigen das Bild der dargestellten Daten und tragen zur Glaubhaftigkeit der Visualisierung bei.
Eine Datenvisualisierung muss nie für alle verständlich sein. Sie muss für das Zielpublikum klar sein. Und sie muss nie vollumfänglich sein. Die Reduktion auf das Wesentliche ist in der Regel die Hauptherausforderung. Hier kommst Du wieder auf die anfangs gestellte Frage: Was soll mit der Datenvisualisierung beantwortet werden? Mit jeder Visualisierung muss eine Zielsetzung erfüllt werden. Deshalb ist es so wichtig, die Zielsetzung im Vorfeld festzulegen!
Und als letzter Tipp wieder zur Grafik von Napoleons Russlandfeldzug: Erkenntnisse aus den Visualisierungen solltest Du immer zusammenfassend bei einer Visualisierung mitliefern. Eine Visualisierung ohne Erläuterung kann schnell missinterpretiert werden. Denn: Hättest Du die Grafik von Charles Minard ohne Erläuterung verstanden? Wir nicht. Das haben wir in diesem QQ-Impuls gelernt!
Datenvisualisierung
Video QQ-Impuls
Wir haben Dir den gesamten QQ-Impuls aufgezeichnet, so dass Du Dich auch im Nachhinein über dieses interessante Thema informieren kannst.
Lerne noch mehr über die Datenvisualisierung!
Text: Anja Zell