Qualitätsmanager*innen der neuen Generation: Schlüsselpersonen in KMU bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen. Wunschdenken, Alptraum oder bald Realität?
Eine Zukunftsskizze aus der Perspektive unseres Nachhaltigkeits-Experten Beat Häfliger.
Gesellschaftlicher und politischer Druck zwingen Unternehmen, nachhaltiger zu wirtschaften. Die verschiedenen Anspruchsgruppen erwarten von Organisationen, traditionelles Terrain zu verlassen und das eigene Umfeld mit neuen Perspektiven zu erweitern. Verlangt wird umweltgerechtes und soziales Handeln über die ganze Wertschöpfungskette hinweg.
Wer sich vor dieser Verantwortung drückt, bezahlt das teuer mit Imageeinbussen und Kundenverlust. Wer hingegen seine Verantwortung in allen Themen, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind, wahrnehmen möchte, benötigt dazu neue Haltungen und Fähigkeiten.
In grossen Organisationen werden dafür häufig Fachspezialistinnen und Experten eingesetzt. Entschliesst sich hingegen ein kleines oder mittleres Unternehmen, nachhaltiger zu handeln, sind Qualitäts- oder Umweltmanager*innen in der Umsetzung gefordert. Sie sind die Generalisten, die dann einen weiteren «Job» erhalten und mit immer knapperen Ressourcen neue Themen bearbeiten und weiteren Ansprüchen genügen müssen. Also klar ein Alptraumszenario. Für Qualitätsfachleute, die heute oft vom operativen Tagesgeschäft und Reklamationsmanagement getrieben werden, schlicht nicht denkbar. Der gewohnte und bislang übliche Zitronen-Ansatz «noch stärker auspressen» wird hier scheitern.
Neues Denken und Handeln
Wir können jetzt über die ungünstigen Rahmenbedingungen lamentieren und resignieren oder mit alternativen Denkansätzen Hoffnung schöpfen. Unbelastet von unseren Sachzwängen und positiv zukunftsorientiert könnten wir überlegen, welche Fähigkeiten denn diese «neuen Qualitätsmanager*innen» aufweisen müssten, um nachhaltiges Wirtschaften unterstützen zu können.
Als Bildungsinstitution haben wir den Vorteil, dass wir im täglichen Kontakt die Bedürfnisse und den Kontext unserer Kunden sehr gut spüren. Basierend auf diesen Erkenntnissen zeichnen wir das Zukunftsbild der neuen Qualitätsmanager*innen so:
«Neue Qualitätsmanager*innen» — ein Idealprofil
- Bewegt sich sicher in der zunehmend dynamischeren und komplexeren Arbeitswelt
- Ist offen und neugierig
- Erkennt und nutzt die Chancen digitaler Möglichkeiten
- Weiss, dass alles weniger planbar ist und kann iterativ vorgehen
- Ist im Unternehmen horizontal und vertikal gut vernetzt
- Bringt interdisziplinäre Experten zusammen und erarbeitet Lösungen gemeinsam
- Sieht sich als Generalist und hat alle Anspruchsgruppen im Fokus
- Wird im Unternehmen als Vernetzer und Brückenbauer wahrgenommen
- Orientiert sich am langfristigen Erfolg der Organisation
- Versteht die Widersprüchlichkeit und Komplexität des Kundenverhaltens in Nachhaltigkeitsthemen
- Denkt in Kreisläufen, betrachtet ganze Lebenszyklen, löst sich vom linearen Denken
- Kann und darf aufgrund der Relevanz Prioritäten setzen
- Sagt, wenn nötig, «nein» (z.B. bei fehlendem Engagement der Führung, nicht vorhandenen Fähigkeiten oder ungenügenden Ressourcen)
Alles nur Wunschdenken?
Womöglich werden einige dieses Idealprofil jetzt als «Wunschdenken» und als wenig realistisch einschätzen. Für Beat Häfliger ist es eine Vision, wie wir vom heutigen Wirtschaften, das auf schnellen Erfolg einzelner Unternehmen ausgerichtet ist, in einen wirkungsvolleren und nachhaltigeren Zustand kommen.
Seit einigen Jahrzehnten beschäftigt er sich beruflich mit den Rollen und den entsprechenden Qualifikationen von Qualitätsfachleuten. Die Veränderungen von Kontext und Aufgaben, die er über die Zeit beobachten konnte, sind enorm. Mit der zukünftig noch stärkeren Dynamik von Umfeld, Organisationsformen und Geschäftsmodellen wird sich die Rolle der Qualitätsfachpersonen weiter massiv verändern.
Es ist also nicht
Wunschdenken, sondern Gewissheit, dass Qualitätsmanagement 2030 in vielen Organisationen
mit neuen Aufgaben, Möglichkeiten und Ressourcen verbunden sein wird.
Was bedeutet das konkret für Qualitätsmanager*innen?
Sie müssen nicht auch noch Spezialisten für Umweltmanagement oder in der Umsetzung von Sozialstandards werden. Es ist aber wichtig, dass sie zusammen mit Expertinnen und Experten Lösungen finden, die ermöglichen, dass das Unternehmen sich erfolgreich weiterentwickeln kann und dabei die Erwartungen der relevanten Anspruchsgruppen erfüllt.
Kompetenzen als Projektleiter*innen und Moderatorenfähigkeiten sind dafür Erfolgsfaktoren. Sie müssen Verständnis für die relevanten Aspekte im breiten Thema Nachhaltigkeit entwickeln und Zusammenhänge verstehen. Eine grosse Stärke von modernen Qualitätsmanager*innen ist ihre Anwendungskompetenz von Methoden für Analyse, Bewertung, Lösungsfindung, Testen, Umsetzen, Messen oder Optimieren. Wenn sie zudem «sprachfähig» werden und in der Organisation quasi eine «Dolmetscherfunktion» für verschiedene Expertenbereiche einnehmen können, dann werden sie zur wichtigen Schlüsselfigur.
Unser Traum: Gemeinsam nachhaltiges Wirtschaften lernen und fördern
Analog zur Qualitätsentwicklung einer Organisation ist auch das nachhaltige Wirtschaften ein langer, schrittweiser Prozess. Entsprechende Haltungen, Fähigkeiten und Ressourcen müssen entwickelt und gefördert werden. Nachhaltiges Wirtschaften kann – genauso wie Qualität – nur als Gesamtorganisation erreicht werden.
Wir haben eine Vision und ein Zukunftsbild der neuen Qualitätsmanager*innen. Wir haben konkrete Vorstellungen, was zukünftig anders sein muss, um Erfolge nachhaltiger und mit Einbezug aller Anspruchsgruppen zu erzielen. Wir übernehmen als Bildungsinstitution Verantwortung und prägen unsere Ausbildungen dementsprechend. Wir freuen uns, mit unseren Teilnehmenden diesen spannenden Lernprozess gemeinsam anzugehen und sie dabei zu begleiten, wenn sie konkrete erste Schritte auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften in ihren Organisationen umsetzen.
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