Global erklären immer mehr Organisationen, Städte und Regierungen, dass sie zu einem konkreten Zeitpunkt das Ziel «Netto Null» erreichen wollen. Was ist der Hintergrund dieser Entwicklung und was bedeutet «Netto Null»? Wir erklären einige relevante und weit verbreitete Begriffe, die in diesem Kontext auftauchen:
Netto Null
Um die Klimaerwärmung zu begrenzen, ist es nötig, die Treibhausgasemissionen weltweit spätestens bis 2050 auf «Netto Null» zu reduzieren. Dieses Ziel wurde weltweit von vielen Staaten, darunter auch die EU und die Schweiz, festgelegt.
«Netto Null» bedeutet, eine ausgeglichene Bilanz zwischen der Menge der produzierten und der der Atmosphäre entzogenen Treibhausgas-Emissionen zu erreichen. Das heisst konkret: Die Menge an Kohlendioxid (CO₂), die durch Elektrizität, Industrie, Transport etc. produziert wird, müssen wir der Atmosphäre mithilfe von Technologie oder veränderter Landnutzung wieder entziehen.
Netto Null in der Schweiz
Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klimaübereinkommens verpflichtet, bis 2030 ihren Treibhausgasausstoss gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren. Aufgrund der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse des Weltklimarates hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 28. August 2019 entschieden, dieses Ziel zu verschärfen: Ab 2050 soll die Schweiz unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Damit entspricht die Schweiz der international vereinbarten Zielvorgabe, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU
Klimawandel
Die Aufzeichnungen des globalen Klimas dokumentieren seit Beginn des vorletzten Jahrhunderts zunehmende Veränderungen.
Es können bedeutende Anstiege in der Konzentration der Treibhausgase Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid bzw. Lachgas (N2O) festgestellt werden. Gleichzeitig steigt die globale Durchschnittstemperatur ungewohnt schnell an.

Quelle: myclimate Klimabooklet
Wieviel ist eine Tonne CO₂?
- Eine Tonne CO₂ entspricht einer Fahrt über 4’900 km mit einem Mittelklasse-Benziner, d.hl. man kommt von Olten bis fast nach Moskau.
- Ein Hin- und Rückflug von Zürich auf die Kanarischen Inseln entspricht ebenfalls einer Tonne CO₂.
- Eine Tonne CO₂ entspricht: 400 Liter oder 2,5 Fass Erdöl – 380 Liter leichtem Heizöl – 360 kg Steinkohle – 560 Kubikmeter Erdgas.
- Ein Einfamilienhaus mit Ölheizung verursacht demzufolge pro Jahr im Durchschnitt rund 5 Tonnen CO₂.
- Um eine Tonne CO₂ aufzunehmen, muss eine Buche ungefähr 80 Jahre wachsen.
- Die Produktion von 80 kg Rindfleisch verursacht rund 1 Tonne CO₂, wenn man die gesamte Produktionskette betrachtet (Kühe stossen viel Methan aus, ein sehr klimaschädliches Treibhausgas).
Beispiele aus SwissCimate Factsheet
CO₂-Fussabdruck (Carbon Footprint)
Organisationen, Lebewesen, Aktivitäten, Produkte und Dienstleistungen verursachen während ihres Lebenswegs CO₂-Emissionen. Mit dem CO₂-Fussabdruck kann die Bilanz an Treibhausgasemissionen festgehalten und bewertet werden.
Hier kannst Du mit einer einfachen, verhaltensbasierten Einschätzung Deinen persönlichen CO₂-Fussabdruck berechnen und visualisieren.
Was nützt es dem Klima, wenn alle...
Alle möchten eigentlich etwas tun, um die persönlichen CO₂-Emissionen zu reduzieren. Es wird viel diskutiert und verglichen. Was eine Verhaltensänderung oder Verzicht aber wirklich bringt, um unser Klima zu schützen, ist häufig schwierig einzuschätzen.
Hier einige Beispiele aus dem Alltag.
Greenwashing
Aktuell weit verbreitete Aktivität von Politikern, Unternehmensführern, Interessenvertretern oder von Menschen wie Du und ich. Die deutsche Bezeichnung: «sich ein grünes Mäntelchen umhängen». Man versucht ,sich ein nachhaltiges und umweltfreundliches Image zu geben, ohne effektiv eine positive Wirkung in der Umwelt zu erzielen.
Beispiele gibt es
sehr viele. Hier findest Du einige Greenwashing Beispiele.
Klimawandel in der Schweiz
Der Treibhausgasausstoss in der Schweiz hat zwischen 1990 und 2019 um 14% abgenommen. Das Ziel, diesen bis 2020 um 20% zu senken, wird voraussichtlich nicht erreicht. Zudem verursacht die Schweiz nicht nur im Inland Emissionen, sondern – durch den Import von Gütern – noch höhere im Ausland. Der Klimawandel äussert sich in der Schweiz überdurchschnittlich stark: Die mittlere Jahrestemperatur ist hierzulande seit Messbeginn 1864 um 2°C gestiegen, gut doppelt so stark wie im globalen Mittel.
Quelle: Bundesamt für
Umwelt: Klima: Das wichtigste in Kürze
Ausstoss von Treibhausgasen in der Schweiz
Die Treibhausgasemissionen auf Schweizer Territorium sind seit 1990 um 14% gesunken. Die 2019 innerhalb der Schweiz in die Atmosphäre ausgestossene Menge an Treibhausgasen entspricht 46.2 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten (nicht eingerechnet ist der internationale Flug- und Schiffverkehr). Dies entspricht einem Treibhausgasausstoss von 5.5 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Kopf (davon 4.4 Tonnen CO₂ pro Kopf).
Zählt man allerdings die durch Importgüter im Ausland verursachten Emissionen hinzu, beläuft sich das Total der jährlichen Pro-Kopf-Emissionen auf mehr als das Doppelte (14 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Kopf im Jahr 2015). Damit liegt der sogenannte Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von knapp 6 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Kopf. Der von der planetaren Belastbarkeitsgrenze ableitbaren Schwellenwert von höchstens 0.6 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Kopf für das Jahr 2015 wird sogar um das Mehrfache überstiegen.
Weitere Informationen
zu Klimawandel in der Schweiz
Wichtigste Quellen für Treibhausgasemissionen in der Schweiz
- 32% durch den Verkehr (ohne internationalen Flug- und Schiffsverkehr)
- 24% durch Gebäude
- 24% durch die Industrie
- 19 % durch die Landwirtschaft und Abfallbehandlung sowie den Ausstoss von synthetischen Gasen
Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU
Entzug von Treibhausgasen
Eine Massnahme der Bindung von CO₂ ist die systematische Anpflanzung neuer Wälder. Mit Humusaufbau und der Nutzung von spezifischen Mineralien kann ebenfalls CO₂ gebunden werden.
Es gibt zudem technologische Ansätze zur Filterung von CO₂ aus der Atmosphäre und Bindung in der Erdkruste. Die Forschung dazu ist in vollem Gange. Einige Verfahren existieren, sind aber bisher noch zu teuer und zu wenig skalierbar.
CO₂ Kompensation
Der eigene CO₂-Ausstoss wird berechnet und die CO₂-Emissionen an einem anderen Ort durch ein klimarelevantes Projekt kompensiert.
Weltklimagipfel
Weltklimarat IPCC
Der IPCC gilt als «Goldstandard» der Klimaforschung. Der Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC, im Deutschen oft als Weltklimarat bezeichnet, wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass der Rat den politischen Entscheidungsträgern den Stand der wissenschaftlichen Forschung liefern soll.
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