27.09.2023

Nachhaltiges Wirtschaften: Aktiv austauschen oder passiver Dominostein sein?

Newsbeitrag: Nachhaltiges Wirtschaften 01

Die Her­aus­for­de­run­gen im nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­ten kön­nen nur mit­tels Ko­ope­ra­tio­nen er­folg­reich be­wäl­tigt wer­den. Je­de Or­ga­ni­sa­ti­on kann dies ak­tiv an­ge­hen oder war­ten, bis der «Do­mi­no­ef­fekt» ein­tritt.

Do­mi­no­ef­fekt für CO₂-Emis­sio­nen: Ab­senk­pfa­de

Um­welt­be­la­stun­gen und Miss­ach­tung von Men­schen- oder Ar­beits­rech­ten ent­ste­hen bei vie­len Pro­duk­ten und Dienst­lei­stun­gen gar nicht mit der Her­stel­lung der Lei­stung selbst, son­dern sie sind mit der Lie­fer­ket­te oder mit der Nut­zung bei den Kun­den ver­bun­den.  Die­se in­di­rek­te Be­ein­fluss­bar­keit (in der Nach­hal­tig­keits­sze­ne als Scope 3 be­zeich­net) wird jetzt von gros­sen Un­ter­neh­men mit ent­spre­chen­den Res­sour­cen schritt­wei­se an­ge­gan­gen. Im Fo­kus steht ak­tu­ell die Re­duk­ti­on der CO2-Ems­sio­nen. Tau­sen­de - meist grös­se­re - Un­ter­neh­men ha­ben sich ver­pflich­tet, z.B. via Scie­ne Ba­sed Tar­gets In­itia­ti­ve auf wis­sen­schaft­li­cher Ba­sis die Kli­ma­zie­le im Pa­ri­ser Ab­kom­men von 2015 zu er­rei­chen. Das wich­tig­ste Ziel da­bei ist, dass die Erd­at­mo­sphä­re nicht mehr als 1.5 Grad wär­mer wer­den darf als im vor­in­du­stri­el­len Zeit­al­ter. Mit so­ge­nann­ten «Ab­senk­pfa­den» wer­den Re­duk­tio­nen der CO2-Emis­sio­nen aus­ge­wie­sen, und zwar so­wohl in der Her­stel­lung als auch in der Lie­fer­ket­te. Das be­deu­tet, dass frü­her oder spä­ter kon­kre­te An­for­de­run­gen an CO2-Ab­senk­pfa­de an die Lie­fe­ran­ten wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Hier kann man von ei­nem Do­mi­no­ef­fekt spre­chen.

Neue Be­richt­erstat­tungs­vor­ga­ben: CS­RD in der EU, nicht­fi­nan­zi­el­le Be­richt­erstat­tungs­pflicht in der Schweiz

Die Ak­ti­vi­tä­ten für die um­welt- oder ge­sell­schafts­re­le­van­ten Aus­wir­kun­gen im Scope 3 wer­den sich nicht auf die CO2-Emis­sio­nen be­schrän­ken. En­er­gie- und Stoff­bi­lan­zen, In­for­ma­tio­nen zu Ma­te­ri­al Com­pli­an­ce, Be­wer­tung der Nach­hal­tig­keits­ak­ti­vi­tä­ten über Ra­ting­platt­for­men (z.B. Eco­va­dis) sind wei­te­re ty­pi­sche For­de­run­gen, die Un­ter­neh­men zu­neh­mend er­fül­len müs­sen.


Ge­ne­rell gilt: Un­ter­neh­men wer­den da­zu ver­pflich­tet, In­for­ma­tio­nen zur Ein­hal­tung bzw. An­wen­dung von Men­schen-, Um­welt- und so­zia­len Rech­ten so­wie zu Go­ver­nan­ce-As­pek­ten zu ver­öf­fent­li­chen. Die Re­gu­la­to­ren trei­ben das stark vor­an. In der EU ist das die Cor­po­ra­te Su­staina­bi­li­ty Re­porting Di­rec­tive (CS­RD), die seit an­fangs 2023 gilt. In der Schweiz gilt ab 2024 für vie­le Un­ter­neh­men die nicht­fi­nan­zi­el­le Be­richt­erstat­tungs­pflicht ge­mäss OR 964.

Ko­ope­ra­tio­nen: heu­te gern ge­se­hen, ir­gend­wann ge­for­dert

Kreis­lauf­wirt­schaft ist in al­ler Mun­de und wird als Chan­ce für ei­ne nach­hal­ti­ge­re Wirt­schaft ge­han­delt. Auch hier wer­den re­le­van­te Ef­fek­te nur durch die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Un­ter­neh­men er­zielt. Die Ma­te­ri­al­strö­me müs­sen über al­le Pha­sen des Pro­dukt-Le­bens­zy­klus be­trach­tet wer­den. Dies im­pli­ziert den Ein­be­zug der ver­schie­de­nen Ak­teu­re in der Wert­schöp­fungs­ket­te.


Fa­zit: Un­ter­neh­men wer­den von Kun­den und Re­gu­la­to­ren schritt­wei­se zu Trans­pa­renz und Ko­ope­ra­ti­on er­mun­tert - und frü­her oder spä­ter da­zu ge­zwun­gen.

Wie kann ein Unternehmen durch ein aktives und offenes Verhalten Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und Risiken reduzieren?

Die Gra­fik zeigt die wich­tig­sten Schrit­te auf dem Weg zum sy­ste­ma­ti­schen nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­ten. Die zen­tra­le Her­aus­for­de­rung ist die Er­fas­sung der ak­tu­el­len An­for­de­run­gen von Kun­den, Re­gu­la­to­ren und Geld­ge­ber be­züg­lich Um­welt­ver­hal­ten und so­zia­ler Ver­ant­wor­tung.

Erfassung der doppelten Wesentlichkeit

Es gibt ei­ne Viel­zahl von As­pek­ten, die in den The­men Um­welt, So­zia­les und Go­ver­nan­ce zu be­ach­ten sind. Un­ter­neh­men ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, ih­re Res­sour­cen, Ak­ti­vi­tä­ten und Be­richt­erstat­tung auf die für sie we­sent­li­chen The­men zu be­schrän­ken. Je­de Or­ga­ni­sa­ti­on muss al­so be­wer­ten, wel­che For­de­run­gen ih­rer An­spruchs­grup­pen für sie re­le­vant sind und von wel­chen An­for­de­run­gen sie be­trof­fen ist. Da­für sind Kennt­nis­se über die Um­welt­aus­wir­kun­gen aus Tä­tig­kei­ten, Pro­duk­ten und Dienst­lei­stun­gen un­ver­zicht­bar. Die­se gleich­zei­ti­ge «Out­s­ide-In» und «In­si­de-Out»-Ana­ly­se wird in der Nach­hal­tig­keits­sze­ne als «dop­pel­te We­sent­lich­keit» be­zeich­net.

Das Wis­sen um die We­sent­lich­keit er­mög­licht ei­nem Un­ter­neh­men, sei­ne Res­sour­cen zu prio­ri­sie­ren und an den re­le­van­ten The­men zu ar­bei­ten.


Die We­sent­lich­keit be­stimmt auch den in­halt­li­chen Schwer­punkt der Be­richt­erstat­tung. Form und Um­fang der Be­rich­te kön­nen grund­sätz­lich frei ge­wählt wer­den. Zu­neh­mend wer­den aber auch hier von Kun­den oder Re­gu­la­to­ren Me­tho­den, Struk­tu­ren und In­hal­te vor­ge­ge­ben.

Wie könn­te es wei­ter­ge­hen?

Un­ter­neh­men, die sich pas­siv ver­hal­ten und nicht rea­li­sie­ren, was zu­künf­tig ge­for­dert wird, wer­den ten­den­zi­ell zu viel For­ma­lis­mus mit ent­spre­chend gros­sem Auf­wand ge­zwun­gen. Es müs­sen müh­sam Da­ten er­fasst, auf­wän­di­ge Fra­gen be­ant­wor­tet und Check­li­sten aus­ge­füllt wer­den. Dies ist fru­strie­rend und bie­tet kei­nen Nut­zen für das Un­ter­neh­men.


Im Ge­gen­satz da­zu kön­nen Un­ter­neh­men, die In­for­ma­tio­nen und Fak­ten zu ih­rer We­sent­lich­keit ken­nen, mit Kun­den und Re­gu­la­to­ren eher auf Au­gen­hö­he kom­mu­ni­zie­ren und sich ei­nen ge­wis­sen Ge­stal­tungspiel­raum ver­schaf­fen. Sie ken­nen die re­le­van­ten As­pek­te, kön­nen fun­diert Prio­ri­tä­ten und Mass­nah­men for­mu­lie­ren und Wir­kun­gen da­ten­ba­siert be­grün­den.

Ha­ben wir Dich neu­gie­rig ge­macht? Möch­test Du mehr zum The­ma nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten wis­sen? Nach­fol­gend ha­ben wir aus­ge­such­te Wei­ter­bil­dun­gen für Dich:

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